DIE MUSIKKAPELLE MEHRSTETTEN
Die Geburtsstunde der Musikkapelle Mehrstetten schlug mit der Gemeinderatssitzung vom 30. Mai 1938 auf dem Rathaus in Mehrstetten. Das Protokoll dieser denkwürdigen Sitzung gibt auch Aufschluss über den Grund dieses an und für sich unüblichen Weg zur Gründung eines Vereines: Die Gemeindeverwaltung, die politischen Stellen der Gemeinde und die anderen Vereine beraten schon jahrelang über die Einführung einer Musikkapelle in Mehrstetten. Ein anderes wichtiges Ergebnis dieser Sitzung: Ohne Mithilfe der Gemeinde wird es keine Musikkapelle geben.
Mit dieser Erkenntnis ergriff Bürgermeister Hermann Eberhardt nun die Initiative. Der Freiwilligen Feuerwehr wurde ein Musikzug angegliedert, der auf Rechnung der Gemeinde mit elf neuen Instrumenten ausgestattet wurde.
Die Rechnung vom 4. Juli 1938 nennt den Betrag: 992 Reichsmark musste die Gemeinde dafür entrichten.
Aber wer waren denn nun die ersten Mitglieder dieses Musikzuges?
Die Gründungsmitglieder:
Richard Eberhardt, Ulmer Straße
Hans Mayer, Molker
Hermann Mayer, Frauenstraße
Ernst Reutter, Kirchgasse
Hermann Reutter, Bremelauer Straße
Heinrich Schmauder, Bränd
Hermann Schmauder, Greut
Gottlob Schörle, Kirchgasse
Christian Schrade, Bremelauer Straße
Gottlieb Späth, Ulmer Straße
David Ziegler, Nagold
Die mit viel Schwung begonnene Arbeit der 11 Musikanten – man musizierte bei gemeindlichen Feiern auf dem Marktplatz und wagte sich 1939 auch an die musikalische Gestaltung von Hochzeitsfeiern mit Tanzmusik – wurde jäh beendet. Hatte man am 11. August 1939 noch 75 Jahre der Musikkapelle Mehrstetten fröhlich zusammen bei einer Hochzeit zum Tanz aufgespielt, so brachte derselbe Monat für zwei Musiker die Einberufung zur Wehrmacht. Der 2. Weltkrieg sorgte so für ein schnelles Ende der so freudig begonnen musikalischen Arbeit.
Bald nach dem Ende des Krieges regte sich bei einigen jungen Leuten im Dorf der Wunsch, gemeinsam Musik zu machen. Im Jahr 1947 faßten sie den Entschluß, auf das Rathaus zu gehen und bei Bürgermeister Eberhardt um die Herausgabe der dort aufbewahrten Instrumente zu bitten. Nur ungern, so wird berichtet, gab dieser den kostbaren Schatz heraus, vielleicht auch deshalb weil ihn das Alter der Musikinteressierten stutzen ließ; zwischen 13 und 16 Jahren waren die 12 Wiedergründer der Musikkapelle alt:
Die Wiedergründer:
Karl Beck, Gartenstraße
Gottlieb Eberhardt, Kirchgasse
Hans Eberhardt,
Bränd Hans Kölle
Fritz Mayer, Sigmaringen
Hans Reutter, Ulm
Hans Späth, Pfullingen
Bereits verstorben sind:
Kurt Götz, Frauenstraße
Karl Mayer, Küfer
Fritz Krehl
Heinz Schaude
Gerhard Schmauder, Postbauer
Die erste Probe der wiedergegründeten Musikkapelle fand am 16. Dezember 1947 bei Lina Eberhardt (Großlena) statt. In der Folge probte die Kapelle im Untergeschoß des Rathauses in einem Raum, der alten Mehrstettern unter dem Namen „Parteiheim“ (bitte nicht politisch werten) in Erinnerung ist. Heute ist dort der Sitzungssaal des Gemeinderates. Etwas erschwert wurde das Proben dadurch, dass man das Schlagzeug (Pauke und Trommel) mit einer zur gleichen Zeit agierenden Tanzkapelle teilen musste.
Allerdings tat dies dem Tatendrang der jungen Musiker keinen Abbruch. Schon am 28. März 1948 spielte die Kapelle auf dem Marktplatz ihr erstes Platzkonzert, in dessen Anschluss die Vorsitzenden des Liederkranzes Mehrstetten, Hans Kölle (Küfer) und Johannes Reutter, bekannt als der „Vize“, bei den Zuhörern herumgingen und mit ihren Hüten Geld sammelten. Diese Tatsache ist wichtig, denn ohne die tatkräftige Unterstützung dieser beiden Männer hät-ten es die zwölf Jungmusiker sicher sehr schwer gehabt. Allerdings brachte dies auch mit sich, dass die Musikkapelle bis 1961 organisatorisch zum Liederkranz Mehrstetten gehörte, keine eigenen Generalversammlungen abhielt und auch nur lückenhaft Aufzeichnungen vorhanden sind. Nur die Finanzen waren von Anfang an strikt getrennt; bis 1951 führte Hans Reutter die Kasse, danach viele Jahre Karl Beck.
Den Finanzen galt von Anbeginn große Aufmerksamkeit. Um die Kasse aufzubessern, spielte man Platzkonzerte, zum ersten Tanz im Hirschsaal lud die Kapelle am 4. April 1948. Konzerte, Tanzveranstaltungen, Hochzeitsfeiern (am 15. Januar 1949 bei Gründungsmitglied Heinrich Schmauder erstmals wieder nach dem Krieg) gaben der Kapelle die Gelegenheit zu öffentlichen Auftritten und zur Aufbesserung der Kasse. Erwähnenswert ist, dass lange Zeit – man höre und staune – ein gut besuchter Fasnachtstanz in Mehrstetten von der Musik gemacht wurde. Auch ein Hammellauf und ein Fasslauf, immer am Kirbesonntag, standen auf dem Programm.
Aber es gab auch andere Auftritte, die erwähnenswert sind. Mehrere Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft werden sich gerne an die Begrüßungsweisen durch die Musikkapelle Mehrstetten erinnern. Vielleicht tun das auch alle, die am Tage der Währungsreform 1948 ihr „Kopfgeld“ abholen wollten und denen die Kapelle von Frisör Zieglers Balkon, vielleicht auch etwas beschwingt vom ausgeschenkten berühmten „Mehrstetter Rathausriesling“, die Wartezeit auf das neue Geld, die D-Mark, verkürzte.
Hatte anfangs noch Hans Lorenz aus Mehrstetten den Taktstock geschwungen, so übernahm 1949 Oskar Scheck aus Münsingen als Dirigent das Kommando über die Musikkapelle. Obwohl mit ihm ein routinierter Mann gewonnen werden konnte, wuchs die Kapelle nur mühsam auf 14 aktive Musiker an. Mit ihnen stellte man sich erstmals im Sommer 1950 den Richtern beim Wertungsspiel in Rottenburg.
Wertungsspiele Unterstufe in der Anfangsphase
1950 Rottenburg ----
1951 Eningen „gut“
1952 Pfullingen „gut“
1953 Münsingen „gut“
1956 Rottenburg „II. Rang“
In dieser Zeit erreichte die Kapelle zwischenzeitlich ein Hoch bei der Zahl der aktiven Musiker; 20 junge Männer spielten 1955 mit. Aber wie überall im Leben blieb auch hier das Auf und Ab nicht aus. Innerhalb von nur vier Jahren sank die Zahl auf nur noch 12 Musiker ab. Die Gründe waren vielfältig; berufsbedingte Austritte und Wegzüge, fehlende Nachwuchsarbeit und anderes mochten wohl die Ursachen gewesen sein.
In der Zwischenzeit hatte Hans Kölle jun. das Dirigentenamt übernommen. Für eine lange Epoche sollte er den Stab in der Kapelle halten und sie zu ihrem ersten Jubiläum und weiter führen. Der Weg dahin war begleitet von vielerlei Ereignissen, von Freud und Leid, von vereinsprägenden Maßnahmen, vom Kampf um die musikalische Richtung und Weiterentwicklung – die Kapelle war ein richtiger, lebendiger Verein geworden. So schrieb auch das Leben die Geschichte, dass die jungen Musiker am 29. Oktober 1960 die Vermählung ihres Kameraden Georg Schrade mit Lina Schmauder feierten, am selben Tag aber ihr Freund und einer der Wiederbegründer, Kurt Götz, zu Grabe getragen wurde – nur 3 Monate nach der eigenen Hochzeit, gestorben an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Fünfzehn Jahre nach der Wiedergründung hielt die Kapelle 1962 ihre erste Generalversammlung ab. Die „älteren“ Musiker waren in der Zwischenzeit schon 30 Jahre alt geworden. Der erste selbstgewählte Vorsitzende wurde Hans Kölle sen., sein Stellvertreter der älteste Musiker, Hans Späth, der auch das Amt des Schriftführers übernahm. Karl Beck wurde als Kassier wiedergewählt.
Vom 27. – 29. Juli 1963 feierte die Musikkapelle ihr 25jähriges Jubiläum. Viele gebürtige Mehrstetter hatten es sich nicht nehmen lassen, zum Heimatabend am Samstag und zum großen Festzug am Sonntag mit 14 teilnehmenden Musikkapellen zu kommen und zusammen dieses Ereignis gebührend zu feiern. Inzwischen zählte man 24 aktive Musiker.
Bei dieser Zahl sollte es aber die nächsten Jahre bleiben. In einer unruhigen Zeit führten von 1967 bis 1978 Gottlieb Eberhardt, Hans Kölle jun., Karl Mayer und wieder Gottlieb Eberhardt den Verein, nachdem Hans Kölle sen. den Vorsitz 1966 altershalber abgegeben hatte. Gleichwohl war man immer bemüht, den Kassenstand zu verbessern und Nachwuchs zu gewinnen. Die zweitägigen Feste in der Reithalle des Fohlenhofes und später auf der Bleiche dienten vornehmlich auch diesem Zweck.
Richtungsweisend für den Verein wurde das Jahr 1973, obwohl es mit dem tragischen Tod des 1. Flügelhornisten und langjährigen Schriftführers Reinhold Eberhardt, Tannenbauer, der 38jährig einer schweren Krankheit erlag, nicht sehr ermutigend begann. Am 7. September 1973 wurde der wichtige Beschluss gefasst, eine Jugendkapelle zu gründen und mit Musikdirektor Hans Brändle einen befähigten Ausbilder anzustellen. Nicht gerade ermutigend war auch der Kassenstand nach dem notwendigen Instrumentenkauf; über ein Minus von 86 DM musste Kassier Fritz Krehl bei der Generalversammlung 1974 berichten. Trotzdem war diese Entscheidung die Grundlage für die so wichtige Nachwuchsarbeit und die ständige Verjüngungskur der Kapelle geworden.
Immer wenn die Not am größten ist, geht irgendwo ein Türchen auf. Diesmal war es kein Türchen, sondern ein riesiges Tor! Wegen der schlechten Finanzlage wollte man 1974 kein zwei-, sondern sogar ein dreitägiges Sommerfest auf der Bleiche veranstalten. Es wurde ein Wasserfest, ein regelrechtes Fiasko. Trotzdem war Rettung schon in Sicht. Im gleichen Jahr weihte die Gemeinde Mehrstetten die neue Turn- und Festhalle ein. Tanzveranstaltungen mit professionellen Tanzkapellen waren ein Renner und brachten finanzielle Rettung in höchster Not für die Musikkapelle, aber auch für die anderen Mehrstetter Vereine. Der Kassier Fritz Krehl erwarb sich bei der Organisation der Tanzveranstaltungen große Verdienste um die Kapelle, hatte aber auch die Genugtuung, ab dieser Zeit nie mehr eine Negativmeldung über den Kassenstand vortragen zu müssen. Heute sind Tanzveranstaltungen dieser Art längst passé – wie sich die Zeiten doch ändern – und haben nur noch Erinnerungswert!
Aber die gute Kassenlage erlaubte neben der forcierten Jugendausbildung auch die Erfüllung eines langgehegten Wunsches: zum 40jährigen Jubiläum 1978 konnte die Kapelle in der traditionellen Albtracht mit Dreispitz, roter Weste, schwarzer Lederhose mit gestickten, farbigen Hosenträgern, schwarzem Häs und weißen Kniestrümpfen antreten. Vom 26. – 28. Oktober wurde drei Tage lang in der Turn- und Festhalle gefeiert. In der Zwischenzeit hatte Hans Brändle das Amt des Dirigenten von Rolf Krehl übernommen, die Jugendkapelle war in die Kapelle integriert worden, und so konnte sich ein stattlicher Klangkörper mit nun 38 aktiven Musikern dem Publikum stellen.
Im selben Jahr trat als 1. Vorsitzender Hans Haible die Nachfolge von Gottlieb Eberhardt an der Spitze der Musikkapelle an. Er hatte die Wichtigkeit einer qualitativ hochwertigen Jugendausbildung erkannt und baute diese zielstrebig immer weiter aus. Der immer größer werdende finanzielle Aufwand für alle Aktivitäten des Vereins, aber auch die damit verbundenen Risiken machten es notwendig, die Musikkapelle als eigenständigen Verein beim Amtsgericht in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Dies bewerkstelligte der neue Vorstand im Dezember 1979.
Wie wichtig dem Vorstand und dem Verein die Jugendarbeit war und immer noch ist, beweist die Zahl von 24 Jungmusikern, die 1980 die Ausbildung aufnahmen. Seither wurde ständig daran gearbeitet, gute Ausbilder in allen Instrumenten zu gewinnen und das Angebot an die Jungmusiker auf hohem Niveau zu halten. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich im Laufe der Zeit nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Verbesserung der Musikkapelle einstellte. Schnell wurde auch erkannt, wie wichtig es ist, die Leistungsfähigkeit und das Können öffentlich zu machen. So gehört seit 1984 ein Frühjahrskonzert zum jährlichen festen Programm der Kapelle, seit einiger Zeit auch ein Konzert im Advent.
Durch die Integration der Jungmusiker und durch die solide musikalische Ausbildung in der Jugendkapelle konnte es nicht ausbleiben, dass das Leistungsvermögen der Kapelle auf ein beachtliches Niveau angestiegen war. Unter den Dirigenten Hans Brändle und Walter Ruopp wagte man sich erstmals wieder an Wertungsspiele, diesmal in der Mittelstufe:
Wertungsspiele 1985 und 1987
1985 Mägerkingen 1. Rang mit Belobigung Dirigent: Hans Brändle
1987 Metzingen 1. Rang mit Auszeichnung Dirigent: Walter Ruopp
1987 übernahm der qualifizierte Dirigent Rudi Braun aus Münsingen den Dirigentenstab in Mehrstetten, nachdem er schon 2 Jahre die Jugendausbildung geleitet hatte. Mit ihm begann ein kontinuierliches Einarbeiten in moderne Blasmusik-Literatur, begleitet von einer forcierten Ausbildung im Rhythmikbereich.
Ein Höhepunkt im Vereinsleben der Musikkapelle stieg im Jahr 1988: Vom 1. bis 4. Juli 1988 feierte man in Mehrstetten das 50jährige Vereinsjubiläum zusammen mit dem Kreismusikfest des Verbandes Neckar-Alb. Einem Festabend mit den Mehrstetter Vereinen und der Gastkapelle aus Salmrohr an der Mosel folgte am Samstag ein Kinderfestzug von Kindergarten und Schule mit anschließendem Kinderfest und einem Tanzabend. Der Höhepunkt des Sonntags war der große historische Festzug mit vielen Musikkapellen aus dem Blasmusikverband Neckar-Alb und der näheren Umgebung, bevor dann am Montag das Fest traditionell im dörflichen Zusammensein ausklang.
Stolz konnte man an diesem Fest die Entwicklung der Musikkapelle betrachten: 45 aktive Musikerinnen und Musiker bildeten einen stattlichen Klangkörper, dazu stellte man eine Jugendkapelle mit 25 Aktiven und eine 21köpfige Anfängergruppe. Die richtungweisende Entscheidung aus dem Jahr 1973 hatte reiche Früchte getragen.
Immer wieder hatte die Kapelle ihre Probelokale ändern müssen, der wachsende Bestand an Instrumenten machte Aufbewahrungssorgen, vor allem: wo sollte ein Klangkörper dieser Größenordnung noch geeignete Übungslokale finden? Was waren das noch für Zeiten, als man zu zwölft und auch mehr im „Parteiheim“ im Rathaus spielen konnte!
Auch hier tat sich für die Kapelle wieder eine Tür auf. Als die Gemeinde 1989 begann, ein Feuerwehr- und Bürgerhaus zu bauen, arbeitete auch die Kapelle mit. Mit der Fertigstellung dieses Hauses hatte auch die Kapelle ein adäquates Probelokal.
Durch die Forcierung der Jugendausbildung ist auch dieses Haus nun fast rund um die Uhr Tag für Tag belegt, natürlich auch von anderen Vereinen.
Mit der Verpflichtung des Dirigenten Christoph Erb 1991 für die Jugendkapelle, 1992 auch für die Musikkapelle, begann eine nochmalige Steigerung des Leistungsvermögens der Kapelle. In kurzer Zeit führte er die Musikkapelle auf Oberstufenniveau, das auch durch die Teilnahme an Wertungsspielen in der Oberstufe bestätigt wurde:
Wertungsspiele 1994, 1996 und 2000
1994 Bodelshausen gut – befriedigend Dirigent: Christoph Erb
1996 Derendigen sehr gut – gut Dirigent: Christoph Erb
2000 Rottenacker sehr gut – gut Dirigent: Christoph Erb
1998 stand das 60jährige Jubiläum des Vereins an. Höhepunkt der Festivitäten war das im Juli über vier Tage dauernde Jubiläumsfest, verbunden mit dem Kreismusikfest des Blasmusikverbandes Neckar-Alb. Auch 1998 konnte wieder ein beeindruckender Festzug organisiert und bei sommerlichen Temperaturen durchgeführt werden. Der Samstagabend mit den damals aus Rundfunk und Fernsehen bekannten Alpenrebellen war ein voller Erfolg. Abgeschlossen wurde das Jubiläumsjahr 1998 mit einem Doppelkonzert zusammen mit den Musikfreunden aus der Nachbargemeinde Böttingen. Im darauffolgenden Jahr löste der damalige Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder sein am Kreismusikfest gegebenes Versprechen ein, und wir durften unser Können im Neckar-Stadion, die heutige Mercedes-Benz-Arena, vor einem Spiel des VfB Stuttgarts zeigen. Im Herbst 1999 wurde die Musikerlinde im Gewann ‚Scheulenbuch‘ gepflanzt. Die Musikerlinde wurde von der Brauerei Berg anlässlich unseres Jubiläums im Jahre zuvor gestiftet. Wie sagte damals ein Musiker so poetisch, »Trotz dichtem Nebels konnte ‚Berg‘ erkannt werden«, der Vertreter der Brauerei war mit einem der historischen Brauereifahrzeuge erschienen, dass die Silhouette der Brauereigemeinde auf der Seite abgebildet hatte. Im Frühjahr des folgenden Jahres wurde unsere Musikerlinde an ihren heutigen Platz, der ‚Sauhalde‘, verpflanzt. Der ursprünglich gewählte Ort war irrtümlicherweise nicht in Gemeindehand, wie uns zuvor versichert wurde, sondern Privatbesitz.
Bei der Generalversammlung im Jahr 2000 übergab der damalige Vorstand Hans Haible nach 22 erfolgreichen Jahren der Vereinsarbeit die Führung in die Hände eines neu gegründeten Dreiergremiums. Dieses Dreiergremium übernahm die Position des bisherigen 1. und 2. Vorstands als gleichberechtigte Vertreter des Vereins. Zum Jahreswechsel 2000/2001 folgte dann noch der Wechsel in der Musikalischen Leitung. Andreas Mayer, ein Musiker aus den eigenen Reihen der Kapelle, löste Christoph Erb bei der Stabführung des Vereins ab. Zuvor verabschiedete sich Christoph Erb mit einem gelungenen Adventskonzert. Neben der Georgskirche in Mehrstetten wurde dieses Adventskonzert auch noch in der Münsterkirche im Zwiefalter Kloster von uns zu Gehör gebracht. Mit nur rund acht Wochen Vorbereitung bestritt Andreas Mayer dann am 18. März 2001 sein erstes Frühjahrskonzert als Dirigent der Musikkapelle Mehrstetten.
Im Jahr 2002 waren wir wieder zu Gast bei unserer Partnergemeinde Herceghalom in Ungarn. 2003 fand letztmalig das Straßen- und Museumsfest statt. Im darauffolgenden Jahr wurde das Herbstfest der Musikkapelle aus der Taufe gehoben. Ebenfalls im Jahr 2003 durften wir Teilnehmer des überregional bekannten Festzuges des Weinfestes in Neustadt an der Weinstraße sein. Das Jahr 2004 begann mit einem Auftritt bei der Grünen Woche in Berlin. Dort waren wir Teil des Programmes anlässlich der Präsentation der Schwäbischen Alb als Tourismusziel. Im Jahr darauf durften wir erneut an einem weit über die Landesgrenzen bekannten Festes teilnehmen. Beim traditionellen Festzug zum Volksfest auf dem Cannstatter Wasen waren wir gemeinsam mit den Vertretern des Schwäbischen Albvereins aus Mehrstetten vertreten. Im Jahr 2006 jährte sich zum zehnten Mal unsere Schrottsammlung, eine über die Jahre wichtige Einnahmequelle, um die Ausgaben des Vereins zu decken.
2008 beteiligten wir uns zum ersten Mal unter der Stabführung von Andreas Mayer an einem Wertungsspiel. Nach acht Jahren Pause konnte in Unterstadion, in der Wertungskategorie „Oberstufe“, wieder ein achtbares „Sehr gut“ erreicht werden. Im Herbst desselben Jahres waren wir dann noch bei der traditionellen Hengstparade des Land- und Hauptgestüts in Marbach als Teilnehmer vertreten.
Das folgende Jahr 2009 war wieder einmal geprägt von einer musikalischen Reise nach Ungarn, zur Partnergemeinde Herceghalom und deren Umgebung. Zum ersten Mal gestalteten wir den Samstagabend unseres Herbstfestes nicht in Eigenregie sondern hatten Anton Gälle und seine Scherzachtaler Blasmusik zu Gast in einer bis auf den letzten Platz besetzten Turn- und Festhalle. Das Jahr 2011 begann leider traurig für den Verein. Wir begleiteten unseren Kameraden Paul Gaus, der über 38 Jahre die Treue zum Verein hielt, auf seinem letzten Weg. 2012 bestritten wir unser zweites Wertungsspiel unter der Stabführung von Andreas Mayer. In Pliezhausen erreichten wir erneut ein achtbares „Sehr gut“ in der Oberstufe. Im Herbst ging es dann zum dritten Mal gemeinsam mit den Vertretern des Schwäbischen Albvereins aus Mehrstetten zu den Heimattagen Baden-Württemberg. Diese fanden in diesem Jahr in Donaueschingen statt. Bereits 2008 in Ulm und 2009 in Reutlingen durften wir diesem Fest beiwohnen. Weiter waren die Jahre 2011 und 2012 geprägt von den Vorbereitungen des nun bevorstehenden Jubiläums, das erneut mit dem Kreismusikfest des Blasmusikverbandes Neckar-Alb verbunden ist. Schon zum 60jährigen Jubiläum bemerkte unser damaliger Verfasser der Chronik für die Festschrift »der Jubilar hat 60 Jahre an Höhen und Tiefen überstanden und steht jung und jugendlich – man betrachte die Musikerinnen und Musiker! – auf festen Beinen!«. Eine Aussage die gut und gern auch beim nun anstehenden 75jährigen Jubiläum getroffen werden kann.
Wertungsspiele 2008 und 2012
2008 Unterstadion sehr gut Dirigent: Andreas Mayer
2012 Pliezhausen sehr gut Dirigent: Andreas Mayer